02. November 2024

35 Jahre Mauerfall

von Christa Randzio-Plath

Berliner Mauer

[Foto: Silke Meyer]

 

Freude, Ungläubigkeit, Dankbarkeit, Begeisterung, aber auch Ängste beherrschten die Stimmung im europäischen Brüssel. Auch ich war tiefbewegt und versuchte, in Brüssel und in Hamburg überall dabei zu sein und meinen Beitrag zu leisten wie z.B. die Einladung als damalige AsF-Vorsitzende an ostdeutsche SPD-Frauen aus Großstädten. Wir diskutierten mit ihnen in unseren Hamburger Wohnungen, aber auch im Hamburger Rathaus und in Frauenprojekten über ihre neue Zukunft. Eigentlich alle bekleideten später Ämter und Mandate auf Bundes-, Landes- oder kommunaler Ebene.

Die Lage in Brüssel war wie in Hamburg äußerst emotional – Lachen und Tränen. Einige Abgeordnete bestürmten mich mit Fragen, ob ein einiges Deutschland nicht gefährlich wäre und argumentierten wie der französische Präsident Mitterand, dass ihre Liebe zu Deutschland so groß wäre, dass er zwei Deutschlands für diese Liebe brauche. In der Tat gab es viele Ängste vor einem "großen" Deutschland. Aber die Freude und Begeisterung überwogen und die Europäische Union bereitete die politische Diskussion und leitete erfolgreich die notwendigen rechtlichen Schritte und -Verträge ein. Der lange schwierige Prozess der deutsch-deutschen und erweiterten europäischen Integration begann. Mehr Frieden, mehr Freiheit und mehr Demokratie schienen möglich.

 

Prof. Dr. h.c. Christa Randzio-Plath, war Rechtsanwältin, SPD-Politikerin und Mitglied des Europäischen Parlaments von 1989-2004. Sie ist Ehrenvorsitzende des Marie-Schlei-Vereins.