Eine wertvolle Erinnerung an die Zeit des Mauerfalls sind für mich die Montagsgottesdienste. Woche für Woche trafen sich Menschen in Kirchen, um für Freiheit und Selbstbestimmung zu beten. Kirche wurde zum Ort der gegenseitigen Stärkung und des gemeinschaftlichen Widerstands. Nie vorher und auch nicht nachher habe ich Kirche so kraftvoll erlebt.
Einige Jahre später haben wir in der Frauenarbeit im Kirchenkreis Eutin diese Bewegung aufgenommen und regelmäßig Montagsgottesdienste von Frauen für Frauen gestaltet. Mit vielfältigen Gottesdienstelementen haben wir unseren Aufbruch in feministische Frauenarbeit gefeiert und unsere Lebensthemen vor Gott gebracht. Damit haben wir Zeichen für eine Kirche gesetzt, in der Frauen mittendrin und nicht nur dabei sind.
Heute braucht es wieder ein Ringen um Gerechtigkeit und Mitmenschlichkeit, um die Befreiung von Angst, Hass und Neid in unserer Gesellschaft und um den Mut, nachhaltiger zu leben. Es gibt viele Menschen, die sich neue Wege wünschen. Wie können unsere Kirchen für sie wieder zu einem Raum werden, um gemeinsam Hoffnung zu schöpfen und diese in die Welt zu tragen? Ich wünsche es mir – 35 Jahre nach den Montagsgottesdiensten.
Julia Jünemann ist Referentin für Frauen, Nachhaltigkeit & Engagement im Kirchenkreis Plön-Segeberg.