25. Oktober 2024

Nur mal gucken

... und ein bisschen shoppen mit 100,- DM Begrüßungsgeld.

[Foto: Irene Tischer, 1989]

 

"Das Begrüßungsgeld war eine Unterstützung, die in der Bundesrepublik Deutschland jedem einreisenden Bürger der Deutschen Demokratischen Republik sowie der damaligen Volksrepublik Polen, soweit eine deutsche Abstammung nachgewiesen werden konnte, aus Mitteln des Bundeshaushaltes gewährt wurde. Es wurde 1970 in Höhe von 30 Deutschen Mark eingeführt und konnte zweimal im Jahr in Anspruch genommen werden. 1988 wurde es auf 100 DM erhöht, jedoch auf eine einmalige jährliche Inanspruchnahme beschränkt. Besondere politische und wirtschaftliche Bedeutung erlangte das Begrüßungsgeld infolge der Öffnung der innerdeutschen Grenze am 9. November 1989."

"Die Auszahlung des Begrüßungsgeldes war ursprünglich nur auf die geringeren Besucherzahlen ausgerichtet, die sich durch die von der DDR für ihre Bürger weitgehend eingeschränkte Reisefreiheit ergaben, hatte sich aber den seit 1985 stark angestiegenen Besucherzahlen angepasst. Als nach dem Mauerfall alle DDR-Bürger in die Bundesrepublik und nach West-Berlin reisen konnten, führte dies zu erheblichen logistischen Problemen. Es kam kurzzeitig zu chaotischen Szenen, so am ersten Montag nach der Maueröffnung vor der Sparkasse in der Badstraße in Berlin-Gesundbrunnen, am Moritzplatz in Berlin-Kreuzberg oder am Zoologischen Garten in Berlin-Tiergarten, als jeweils bis zu 10.000 DDR-Bürger gleichzeitig vor den Auszahlungsstellen Schlange standen, der Verkehr total zusammenbrach und Polizei, Feuerwehr und Rettungsdienste auffuhren, um die Lage unter Kontrolle zu bringen.

Noch in der Nacht zum 10. November ordnete der Regierende Bürgermeister von Berlin Walter Momper die Auszahlung des Begrüßungsgeldes durch Banken und Sparkassen an, die ihre Geschäftsstellen sogar während der Nacht offenhielten. Die Auszahlungsweise durch Banken und Sparkassen wurde in den nachfolgenden Tagen in der gesamten Bundesrepublik übernommen. Die Auszahlungsvoraussetzungen wurden vereinfacht und beschränkten sich auf die bloße Vorlage eines Personalausweises oder Passes, wiederholte Inanspruchnahmen waren kaum mehr kontrollierbar."

"Bis zum 11. November hatten bereits mehr als drei Millionen Bewohner der DDR den Westen besucht. Die DDR stellte zwischen dem 9. und 13. November 4,5 Millionen Visa zum Besuch von West-Berlin und der Bundesrepublik Deutschland aus. Bis zum 20. November waren elf Millionen Besucher aus der DDR gekommen. [...]

Die Zahlung des Begrüßungsgeldes wurde am Freitag, den 29. Dezember 1989 eingestellt und durch den zwischen der Bundesrepublik und dem Ministerrat der DDR vereinbarten Devisenfonds, in den beide Staaten einzahlten, ersetzt. Aus ihm konnte jeder DDR-Bürger 100 DDR-Mark im Verhältnis 1:1[...] und weitere 500 DDR-Mark im Verhältnis 1:5 in D-Mark umtauschen."

https://de.wikipedia.org/wiki/Begr%C3%BC%C3%9Fungsgeld

 

Irene Tischer (*1967) ist familiär mit Berlin verbunden und lebte während ihres Studiums in West-Berlin - gerade in der Zeit als die Mauer fiel. Mittlerweile wohnt sie in Norderstedt und arbeitet beim Diakonischen Werk Hamburg-West/Südholstein als Sozialarbeiterin in der Sozialen Wohnraumhilfe und im Projekt Frauen_Wohnen in Pinneberg.