Feministische Theologie

Wie reden wir von Gott? Welches Bild haben wir von Gott? Das sind zentrale Fragen der Theologie. Im Frauenwerk der Nordkirche machen wir uns eine Tradition der Gottesrede und Gotteserfahrung zu eigen, die bewusst die Vielfältigkeit Gottes in den Blick nimmt - die Feministische und Geschlechterbewusste Theologie. Wir reden von Gott auf unserem eigenen Erfahrungshintergrund. Wir reden von Gott und sind offen für die Erfahrungen anderer - in all ihren Facetten. Die Bibel ist für unseren christlichen Glauben der erste Beleg und die erste Quelle dafür, wie im Dialog zwischen Menschen und Gott Bilder entstehen, die vielfältig sind. Aus dieser Erkenntnis schöpft die Feministische Theologie ihren Reichtum.

Feministische Theologie rechnet mit der Vielfältigkeit Gottes.

Die Feministische Theologie befreit von menschlich- und männlich-dominierten Gottesbildern. Sie befreit von festgelegten und überkommenen Rollenmustern, Weltbildern und Geschichtsdeutungen. Die Feministische Theologie wendet sich den Menschen zu: der Vielfalt ihrer Geschlechter, der Vielfalt ihrer Erfahrungen, der Vielfalt ihrer Gottesbeziehungen und Glaubensgeschichten. Die Feministische Theologie öffnet sich für Gott: für ihr Wort, für ihren Auftrag, für ihre Grenzenlosigkeit, für ihre Freundlichkeit.

Feministische Theologie befreit aus starren Glaubensmustern.

Die feministische Tradition und ihre Rede von Gott hat auch Auswirkungen auf unser Handeln. So denken und arbeiten wir im Frauenwerk der Nordkirche theologisch auf vielen unterschiedlichen Feldern - Geschlechtergerechtigkeit, Klimawandel, Frauenrechte, Care, FairTrade uvm. Wir bringen unsere Stimme und unser Wissen in den innerkirchlichen Dialog ein. Wir vertreten unsere Sichtweisen und Überzeugungen auch in gesellschaftlichen, politischen und ethischen Diskursen. Wir stehen denen zu Seite, die nicht gehört werden.

Feministische Theologie streitet für Gerechtigkeit und ist die Basis all unserer Arbeit.

Diese Veranstaltungen beschäftigen sich in besonderer Weise mit feministischer und geschlechterbewusster Theologie: Norddeutsches Forum Feministische Theologie, Studientag Bibel.gerecht, Fernstudium, Gottesdienste in geschlechtergerechter Sprache, Frauen*Sonntag, Frauengottesdienste in Hamburg

Ein Oster-Credo

Ich glaube an die heilige Aufregung der Frauen, die beim Aufgehen der Ostersonne den weggewälzten Stein sahen.

Ich teile ihre Hoffnung auf eine gelingende Gemeinschaft der Heiligen, einer Gemeinschaft befreiter Schwestern, erlöster Brüder, wo keiner wie ein Stein das Leben des anderen verschließt.

Ich glaube an die wahre Unsterblichkeit Jesu, in dessen Begegnungen die tiefe Kraft des Lebens den Menschen ganz nahe kam, der unabhängig von der Macht und der Meinung anderer alles Lebensverneinende anging, sich einmischte und aufrieb, bis ihm selbst das Recht zu leben genommen wurde und er gemordet wurde im Hass.

So reiht er sich ein in jene scheinbar endlose Kette Missachteter und Ermordeter, deren Leid sich nicht in Worte fassen lässt. Und dennoch können wir nicht schweigen, denn sonst würden wir irr.

Ich glaube an das zerbrechliche Geheimnis des Lebens, das wir Gott nennen, verborgen wie ein Korn in der Erde, das uns in allem fragend begegnet und unsere Liebe, unser Angewiesensein und unsere Verantwortung wachruft.

Amen.

[Verf. unbekannt, aus der ehemaligen DDR, veröffentlicht in: „Nicht mit halbem Herzen. Gebete aus der Ökumene II“, EMW Hamburg, Hg. von Gisela Opitz, 1990.]